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Frau mit rotem Muff, in einem orangefarbenen Kleid
Mit einer Foto-Expertise von Jane Kallir, New York vom 9. April 2003. Das Werk ist unter der Nummer "D. 866a" registriert und wird in die Neuauflage des Werkverzeichnisses aufgenommen
PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.
Mehr als in seinen Gemälden hat sich Egon Schiele in den Aquarellen künstlerische Freiräume erarbeitet, die für sein Gesamtwerk sehr bedeutend sind. Die Beziehung zwischen Maler und Modell war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine völlig andere geworden. Schon die Expressionisten der "Brücke" hatten ihre weiblichen Modelle bevorzugt unter jungen Mädchen gesucht. Der formale Reiz des noch adoleszenten Körpers ohne jene üppige Rundungen, die noch die Impressionisten begeistert hatten, kam einer Ästhetik entgegen, die ihre Erfüllung im Androgynen suchte. Die vielporträtierte "Fränzi" der Brücke-Maler ist nur ein Beispiel. Schiele folgt diesem Trend, dem auch seine Wiener Malerkollegen Klimt und Kokoschka huldigen. Doch Schiele geht noch weiter. Er nähert sich dem Modell auf eine so direkte Weise, die für den ersten Moment schockierend wirkt. Sein Dialog mit dem Modell findet auf zwei Ebenen statt. Da ist zum einen die formal-ästhetische Sicht, die den Körper in einer manierierten Pose fixiert, um gleichsam aus dem jungen Leben ein statisches Muster herauszufiltern und zum anderen ist da die fast voyeuristische Nähe, mit der sich der Künstler der Dargestellten in den intimsten Situationen nähert.
Aquarell , Gouache und Deckweiß über Bleistift, 1911
Am rechten Rand mittig signiert und datiert. Auf bräunlichem Velin 43,8 x 28,7 cm ( 17,2 x 11,2 in). Papier: 44,7 x 30,4 cm (17,6 x 12 in).
Von alle dem ist in diesem Aquarell kaum etwas zu spüren. Schiele konzentriert sich hier auf das Formale, das er in einen Farbkanon bettet, der seiner Vorstellung einer fast ornamentalen Flächenkunst entgegenkommt. Er strebt keine Räumlichkeit an. Das Körperhafte ist hier nicht Ausdruck einer sinnlich erfassten Körperlichkeit. Sein Modell ist in die Fläche hineinkomponiert. Es wirkt deshalb fragiler. Das fast helmartig umschließende Haar hebt das Gesicht als singuläres Ereignis aus den umgebenden Farbformen heraus. Die wenigen, fast scheuen Zitate einer Individualität der Gesichtszüge verleihen dem Werk jene künstlerische Präsenz, die den Arbeiten Schieles dieser Jahre zu eigen ist.
Das Aquarell, zu dem es kaum vergleichbare Arbeiten im Œuvre des Malers gibt, ist in seiner statischen Monumentalität für diese Zeit fast ohne Beispiel. Es zeigt einen Künstler, der frei ist von seiner sonstigen, fast spielerischen Unbekümmertheit, mit der er sich sonst dem Modell nähert. [KD]
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