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Helena. 1909
PROVENIENZ: Privatsammlung Europa.
Ausstellung: Aufbruch zur modernen Kunst. München 1869 - 1958, Ausst.Kat. München 1958, Kat.Nr. 979.
LITERATUR: Deutsche Kunst. Heft XXVIII, September 1925 (Abb. S. 347).
Ist der Maler Franz von Stuck im Bewusstsein des breiten Publikums vor allem als Schöpfer spektakulärer, seinerzeit höchst anrüchiger Gemälde wie "Sünde" und "Laster" präsent, so bietet seine Bildhauerei ein ganz anderes, nicht weniger bedeutendes Bild. Er schöpft seine Themen vorwiegend aus der antiken Mythologie und ist stilistisch Adolf von Hildebrand verpflichtet, der Formreduktion und Klarheit der Komposition in die Münchner Plastik einführt.
Bronze , mit schwacher, leicht ins Grünliche spielender Patina, Sockel mit brauner Patina
An der Plinthe bezeichnet "Helena Franz von Stuck". Rückseitig an der Plinthe mit dem Gießerstempel "Priessmann-Bauer & Co München". Eines von wenigen Exemplaren. 69,7 x 17,5 x 10 cm ( 27,4 x 6,8 x 3,9 in), mit Sockel.
Guss um 1925 nach einem Modell von 1909, dessen endgültige Ausformung 1925 erfolgte, dem Jahr des gleichnamigen Gemäldes (vgl. Voss Nr. 573/130 mit Hinweis auf die Bronzeplastik).
Wichtige, sehr seltene Arbeit.
Barry Friedman Ltd.
Privatsammlung Californien, USA.
Sammlung New York, USA (Corporate Collection).
Franz von Stuck. Werk - Persönlichkeit - Wirkung, Ausst.Kat. Stuck Villa, München 1968, Kat.Nr. 5.
Franz von Stuck 1863 - 1928 Maler-Graphiker-Bildhauer-Architekt, Ausst.Kat. Stuck Villa, München 1982, Kat.Nr. 138 (mit Abb.). Gezeigt wurde jeweils ein anderes Exemplar
"Helena" ist eine wichtige Arbeit des Künstlers, in ihrer gestreckten Proportion und Schönlinigkeit ein Werk des Jugendstils, jedoch durch die strenge Form und Komposition fern von jeder Süßlichkeit. Stuck, der sein Leben als Gesamtkunstwerk inszenierte, trennte auch in der Kunst die Gattungen nicht. Er formte die Figur 1909 und griff das Thema in einem gleichnamigen Gemälde 1925 nochmals auf. Statuarisch ruhig steht die junge Frau in einer Nische, dem Betrachter präsentiert und ihm doch entrückt. Wie in der Bronze so auch im Gemälde schildert Stuck nicht die Weichheit der Haut, die Sinnlichkeit der Haare, sondern die klassische Schönheit der Figur. Gewand, Haartracht und Gesicht weisen allgemeingültige Schönheitsideale auf, ein kleiner mondäner Zug im Gesicht und eine leicht verschobene, arabeskenhafte Haltung, wie sie sich auch im späteren Ideal der 1920er Jahre widerspiegeln.
"Tadelt nicht die Troer und hellumschienten Achaeer, die um ein solches Weib so lang ausharren im Elend! Einer unsterblichen Göttin fürwahr gleicht jene von Ansehen", Homer, Ilias. Dieses Zitat auf dem späteren Gemälde gilt auch für die Skulptur der Helena - eine geistvoll-schöne, aber auch stolze Frau, die angebetet werden will. Begehrenswert noch immer, doch nicht um einer sinnlichen Verderbtheit willen.
Das bildhauerische Werk Franz von Stucks ist im Vergleich zu seiner malerischen Produktion zwar klein, aber dennoch gehört er in die bedeutende Reihe der Maler-Bildhauer, die fast alle vorwiegend Modelleure waren, wie z.B. Courbet, Degas, Renoir oder Klinger. [KD]
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