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Stillleben mit Stierschädel, Flasche und Buch. Wohl Mitte der 1930er Jahre.
Auf dem Keilrahmen mit der hs. Echtheitsbestätigung von Dr. František Dvorák, Prag, vom 9.3.1985 sowie mit vier alten, schwer lesbaren Stempeln in tschechischer Sprache
Öl auf Leinwand.
Links unten monogrammiert. 71,8 : 75 cm (28,2 : 29,5 in). Emil Filla lässt sich vom Streben nach einer neuen Einheit des Bildes leiten, welches man auf seinem Weg von den konstruktivistisch aufgebauten Stillleben seiner holländischen Periode bis zu den Werken in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre nachvollziehen kann, in denen die Gerade der Kurve weicht. Seine Malerei befreit sich zunehmend vom Diktat der Stilnormen und nähert sich einer gelockerten Transposition der Wirklichkeit. Mit äußeren Impulsen geht der Maler nicht selten in ähnlicher Weise um wie der Komponist eines Musikstückes: Er bemächtigt sich ihrer, um sie im Geiste einer künstlerischen Melodik in spezifische Elemente des Bildorganismus zu übertragen. Wiewohl Filla der kubistischen Ästhetik treu bleibt, lässt ihn die neue Entwicklungsetappe sein Malertalent voll entfalten. In seinen buntfarbigen, ab Mitte der 1920er Jahre entstehenden Stillleben überführt Filla barocke Sinneslust und Vanitasgedanken in die Sphäre moderner Alltagswelt. Hat er schon in früheren Jahren mit pastosen, musterartigen Pinselstrichen und der Beimischung von Sand unter die Pigmente experimentiert, so erreicht er hier in der Synthese von Sujet, Komposition, Farbe und Textur einen Höhepunkt seiner künstlerischen Entwicklung. Das vorliegende Werk erhält seinen Reiz durch den Gegensatz des kostbar wirkenden Hintergrunds zu den Gegenständen auf dem Tisch. Der archaisch wirkende, grob geritzte Stierschädel, das derbe Messer, das Stück Käse, das aufgeschlagene Buch und das Musikinstrument erscheinen davor sehr diesseitig. Das ganze System wird von der Tischplatte wieder in Frage gestellt. Sie wirkt wie ein eigenständiger Teil des Bildes, in das wie in eine Mauer Zickzacklinien, Schwünge und biomorphe Figuren eingeritzt sind. [KR]
EXPERTISE: Mit einer Foto-Expertise von Dr. Jan Dvorák, Prag, vom 29.3.2005.
Wir danken Herrn Dr. Jan Dvorák für die wissenschaftliche Beratung
PROVENIENZ: Privatsammlung Prag.
Privatsammlung Deutschland.
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