Vente: 526 / Rare Books 30 mai 2022 à Hambourg Lot 1

 

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Johannes von Valkenburg
Nachfolge: A-Initiale auf Pergament, um 1300-1340.
Estimation:
€ 25,000 / $ 27,500
Résultat:
€ 68,750 / $ 75,625

( frais d'adjudication compris)
Dombau en miniature

Johannes von Valkenburg - Kölner Klarissenskriptorium
Bildinitiale A aus einem Chorbuch auf Pergament. Köln, um 1300-1340.

- Prachtvolles Zeugnis der frühen Kölner Buchmalerei in der Nachfolge Johannes von Valkenburgs
- Reich und mit höchster Kunst ausgeführte Eingangsminiatur mit Kryptosignatur der Klarissen
- Von größter Seltenheit
- Darstellung eines filigranen Architekturprospekts, ähnlich dem Eingangsportal einer gotischen Kathedrale
- Aus dem Besitz des bedeutenden Industriellen, Kunstsammlers und Mäzens Georg Hartmann (1870-1954)


Über den Franziskaner Johannes von Valkenburg ist wenig bekannt, nur sein Werk weist ihn als gebildeten und weitgereisten Ordensmann aus. Möglicherweise stammte er aus dem Haus der Grafen von Limburg (Maas), die auch Herren von Valkenburg waren und den Franziskanern nahestanden. Berühmt ist er als Kalligraph und Buchmaler des nach ihm benannten Kölner Graduales aus dem Jahr 1299, worin er sich selbst als dessen Urheber und Illuminator bezeichnet. Aus dem gleichen Jahr stammt ein weiteres, ganz ähnlich gestaltetes Graduale, das sogenannte Bonner Graduale, in dem ebenfalls eine Inschrift auf seine Urheberschaft hinweist.
"Für die Ausschmückung der liturgischen Handschriften entwickelte Frater Johannes ein einheitliches und konsequent angewendetes Dekorationssystem. In Einzelmotiven erkennt man die vor allem durch maasländisch-Lütticher Buchmalerei vermittelte Kenntnis Pariser Vorbilder. Erwähnt sei die Vorliebe einer radialen Anordnung weit ausgreifender, stachelig-abstrakter Rankenarme ("Windmühlenflügel"), wie sie zuerst in der Pariser Buchmalerei in der sog. Sainte-Chapelle-Gruppe auftreten (R. Branner, Manuscript Painting in Paris during the Reign of Saint Louis, Berkeley u.a. 1977). Als weiteres charakteristisches Schmuckmotiv der beiden Gradualien sind jene kleinen Goldkugeln (engrêlé) zu nennen, die auf den Spitzen wellenförmig ausgeschnittener Rankenprofile sitzen und wohl aus der Heraldik abgeleitet sind .. Die Figuren bzw. Szenen in den Initialen werden häufig von gestuften Wimpergen mit Dreistrahl- und Paßformen bekrönt. Die nach 1280 entstandenen Kirchenfenster der dominikanischen Hl. Kreuz-Kirche, heute in der Michaelskapelle sowie der neuen Sakristei des Kölner Domes, weisen hierin frappierende Ähnlichkeit zu den Miniaturen auf .. Die mit Rayonnant-Maßwerk verzierten Wimperge der historisierten Initialen scheinen ferner architektonische Motive der unter Meister Arnold erfolgten Bauphasen des Kölner Domes zu verarbeiten .. Damit stellt die Miniaturmalerei des Johannes von Valkenburg eine einzigartige künstlerische Synthese zwischen französisch-maasländischen, in Köln selbst vorgefundenen und assimilierten Stileinflüssen dar" (Markus Müller, Graduale des Johannes von Valkenburg . In: Glaube und Wissen im Mittelalter , München 1998, S. 423-426).
Die vorliegende Miniatur ist gegliedert durch eine gotische Architektur, ähnlich dem Eingangsportal einer Kathedrale. Im großen oberen Spitzbogen thront Christus als Weltenherrscher mit segnend erhobener Hand und der Weltkugel vor einem gerauteteten Hintergrund in Gold und Blau. Im unteren Bereich, eingefaßt mit drei Spitzbögen, hebt König David seine Seele empor. Flankiert wird er von zwei begleitenden Bittstellern, einer Frau und einem Mann (die Auftraggeber?), die jeweils unter den beiden schmaleren äußeren Bögen bittend ihre Hände in die Höhe strecken.
Christus als Salvator steht über der Hauptszene, genau unter ihm schaut Davids Seele in Gestalt eines Kindes mit bittend gefalteten Händen zu ihm auf und empfängt seinen Segen. Der blaue rautenförmig unterteilte Hintergrund mit meist roten floralen und kleinen weißen Einlassungen wirkt wie ein gotischen Glasfenster und verstärkt den sakralen Eindruck. Durch das Blau wird das Gold noch mehr zum Strahlen gebracht. Hier sind nicht nur Formen, sondern auch Farben gekonnt eingesetzt. Das reich verwendete Gold ist der gesamten Architektur, der Initale A und dem Hintergrund Christi vorbehalten.
Die erzählte Geschichte wird durch die Architektur gegliedert und durch den bogenförmig angedeuteten Buchstabens A umschlossen. Schrift, Architektur und Malerei bilden hier eine Einheit. Die beiden grotesken Köpfe am Rande des Buchstabens sowie der am auslaufenden oberen Rankenarm mit Schild und Speer bewaffnete Ritter verteidigen die im inneren stattfindende Szene nach Außen. Ganz oben hält ein Vogel Wache. Alles wird nach Außen hin abgeschlossen, eingefaßt und bewacht, so daß im Inneren eine tiefe Ruhe entsteht.

- KOLLATION: Blattgröße 27,5 : 24,5 cm. Bildgröße (einschl. der Ausläufer) ca. 25 : 23,5 cm. Bildrahmen 18 : 14 cm. - In einem prachtvollen Holzrahmen des 19. Jahrhunderts mit vergoldetem Stuckbesatz (Außenmaß 51,5 : 46,5 cm). - ZUSTAND: Initiale an den Rändern sorgfältig ausgeschnitten und mit Pergament eingefaßt (stellenweise aufgeplatzt) sowie auf Papierunterlage montiert. - PROVENIENZ: Aus dem Nachlaß des Unternehmers und Kunstsammlers Georg Hartmann (1870-1954), später im Besitz seines Schwiegersohns Ernst Vischer (1884-1962; dessen Eignerschild auf der Rückseite des Rahmens), seitdem in Familienbesitz.

Initial A from a choir book on vellum. Splendid testimony of the early Cologne book illumination in the succession of John of Valkenburg. Richly and with the highest art executed entrance miniature with crypto-signature of the Poor Clares, of highest rarity. Showing a meticulously executed architectur prospect, similar to the imposing doorway of a Gothic cathedral. From the ownership of the Cologne industrialist, collector and art patron Georg Hartmann (1870-1954). Size of sheet: 27.5 : 24.5 cm. Total size of image: ca. 25 : 23.5 cm. - In a 19th century gilt frame. - Initial carefully cut out at the edges and inserted in vellum leaf (partially split along the outline), this mounted on paper.




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Johannes von Valkenburg
Nachfolge: A-Initiale auf Pergament, um 1300-1340.
Estimation:
€ 25,000 / $ 27,500
Résultat:
€ 68,750 / $ 75,625

( frais d'adjudication compris)